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KARIBU – mehr als nur Zirkus

Ich gehe durch die leeren Flure der Laborschule. Da wo sonst hunderte von Kindern durch das Gebäude flitzen, ist es in diesem Moment mucksmäuschenstill. Es sind Herbstferien. Ein paar Schritte weiter ein ganz anderes Bild: Buntes Treiben in der Turnhalle.

Hier wird mit den Diabolos jongliert, da balancieren zwei Kids auf dem ziemlich schmalen Balken. Hinten links in der Ecke übt eine Truppe an der Pole-Dance-Stange, immer und immer wieder schraubt sich ein Mädchen mit einer beeindruckenden Schwingbewegung in die Höhe. Irre, denke ich, denn das sind mindestens zwei Meter und sieht bei ihr so easy peasy aus. Hinter der Wuselei in der Halle steckt Programm – und zwar das neue Bühnenprogramm des Zirkus` Karibu. Nur noch wenige Wochen bis zur Premiere am 14. Dezember. Hier geht es also gerade ans Eingemachte!
Karibu, was so viel heißt wie „willkommen“ ist Projekt des Bielefelder Vereins „In Bewegung e.V.“ Hinter Karibu stecken 30 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren aus Bielefeld und Umgebung, die jedes Jahr aufs neue, ein Bühnenstück auf die Beine stellen. Sie alle verbindet die Begeisterung für den Zirkus und den Wunsch, mit ausdauerndem Training und viel Engagement ein unterhaltsames Programm auf die Bühne zu bringen. Ingo Börchers, Papa von zwei Kindern der Karibu-Bande und seit drei Jahren Teil des Projekts, erzählt: „Die Geschichte des Bühnenstückes schreiben die Kids selber, sie bildet den Rahmen für ein Programm aus Artistik, Schauspiel und Musik.“ Die Inszenierung liegt in der Hand der Kinder und Jugendlichen. Das heißt auch: Es gibt kein Bevormunden, sondern nur ein Unterstützen seitens der Erwachsenen – hier oder da mal auf die Sprünge helfen, um alles in eine spielbare Form zu bringen. Aber das letzte Wort haben immer die ArtistInnen. Denn es ist IHR Stück!
Dahinter steckt eine Menge Autonomie, Arbeit und Durchhaltevermögen. „Mal eben so lässt sich eine solche Show nicht auf die Beine stellen.“ Der „Weg des Lernens“ ist bei Karibu immer derselbe: Die älteren Artisten übernehmen die Anleitung und Unterstützung der Jüngeren und Neuen – auch mit Hilfe von verschiedenen TrainerInnen. Aber der Bärenanteil wird sich untereinander beigebracht. „Es entwickelt sich eine Eigendynamik, die jedes Jahr aufs Neue beeindruckend ist – wenn man den Kindern die Bühne gibt, das Vertrauen schenkt und den Freiraum lässt“, so Ingo.

Aber Karibu, das sind nicht nur die Kinder. Hinter 30 Artisten stecken auch rund 60 Mamas und Papas. Denn wie in jedem Zirkus  bedarf es auch hier einer Menge Men- & Women-Power für das Drumherum. Da kommen dann die Eltern ins Spiel. Ingo betont häufiger, dass Karibu eine Familienangelegenheit ist. Wer denkt, es ist ein Hobby des Kindes, bei dem die Aufgabe mit der „Mama-Papa-Taxi-Fahrt“ erledigt ist, hat sich geirrt. „Ohne die Eltern funktioniert das Projekt nicht. Jeder macht das, was er besonders gut kann.“ Die einen helfen bei der Organisation, andere nähen die Kostüme, bauen die Requisiten oder kümmern sich als Küchenteam um die Verpflegung bei den Intensiv-Trainingswochen wie jetzt in der Laborschule. Bei den Auftritten wie beim Wackelpeter oder Stiftsmarkt und noch so vieles mehr sind die Eltern-to-do-Listen lang. Ohne sie klappt es schlichtweg nicht und das Mitwirken ist Pflicht!

Wieviel Training steckt hinter einer Show bis sie bühnenreif ist? Trainiert wird jeden Samstag. Hinzu kommt das einwöchige  Intensivtraining, das dreimal im Jahr in den Ferien stattfindet: Ostern, Sommer und Herbst. Und der Begriff INTENSIV-Training ist keine nette Betitelung, sondern Programm: Alle Karibu-Kids schlafen in dieser einen Woche im Schulgebäude, es gibt ein riesiges Bettenlager, trainiert wird von morgens bis abends. Viele Ideen entstehen meist in dieser so intensiven Zeit. Denn auch nach Trainingsende wird weiter gebrainstormt, gefeilt, werden neue Ideen ausgeheckt. „Diese Wochen führen immer zu einer ganz besonderen Verbindung in der Gruppe“, so Ingo.

Nicht nur das Bühnenstück wird in jedem Jahr neu erarbeitet – auch die Gruppe der ArtistInnen formiert sich zu Beginn eines jeden Bühnenjahres neu, um für eine Saison gemeinsam zu trainieren und aufzutreten. Das heißt, dass Interessierte immer zu Beginn eines neuen Bühnenjahres ein Teil von Karibu werden können. „Karibu ist ein integratives Projekt. So bunt wie die Aufführungen ist auch der Cast hier“, so Ingo. Aber keine Sorge: bereits vorhandene „Zirkus-Skills“ sind keine Voraussetzung, um angenommen zu werden. Vielmehr braucht es eine aussagekräftige Bewerbung in Form eines selbstverfassten Briefes. Denn Ingo verrät: „Wir wollen herausfinden, wie ernst sie es meinen und  wie viel Herzblut sie hineinstecken möchten.“

Die verschiedenen Programmschnipsel zeigen, dass die Kids echt was auf’m Kasten haben, in den Armen und Beinen sowieso. Jetzt bin ich gespannt auf das große Ganze: Wir kommen!

                                             Fame Bickley

Das neue Bühnenstück „Auf geht’s – Europa, wir kommen!  wird in der Aula der Rudolf-Steiner-Schule aufgeführt. Termine sind: 14.12. und 15.12. um 15 Uhr, 11.1. um 15 Uhr, 12.1. um 11 und 15 Uhr sowie 25. und 26.1. um 15 Uhr. Karten sind erhältlich im Vorverkauf bei der Tourist-Information Bielefeld oder online über die Website sowie an der Tageskasse.  

www.zirkus-karibu.de

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