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Alltag

Nicht ohne mein Handy

Mobiltelefone werden immer selbstverständlicher. Auch für Kinder und Jugendliche. Doch ab wann sollten sie ein eigenes Gerät besitzen und was sollten Eltern beachten?

Leas ständiger Begleiter ist weiß, flach und passt gerade so in die Hosentasche. Die wenigste Zeit telefoniert sie damit und ist trotzdem stets auf dem Laufenden, was in ihrem Umfeld passiert. Es piept. Und wieder eine neue Nachricht. Mal fragt Jule nach den Matheaufgaben, mal erzählt Jens vom Kinofilm. Lea ist ein Großteil des Tages empfangsbereit für Neuigkeiten und Nichtigkeiten. „Ich weiß gar nicht, was die sich alles zu erzählen haben“, fragt sich ihre Mutter. Und ist damit nicht allein.  

Jugendliche wollen für ihre Freunde stets erreichbar sein

Handys gehören heute zum Alltag. Bei Alt und Jung und die jungen Nutzer werden immer jünger und immer mehr.  Laut Medienpädagogischem Forschungsverbund Südwest, Verfasser der Kim- und Jim-Studie, besaßen im letzten Jahr 96 Prozent der Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahren ein Handy. Bei den Kindern von 8-9 Jahren sind es 34 Prozent und 9 Prozent der 6-7-Jährigen sind auch schon damit ausgestattet. Während der Wunsch nach einem Handy meist von den Kindern kommt, geht bei den Schulanfängern die Initiative sehr häufig von den Eltern selbst aus. Es gibt ihnen die Sicherheit, ihr Kind stets und ständig zu erreichen.       

Jugendliche wollen auch für ihre Freunde stets erreichbar sein, was für Diskussionsstoff mit den Eltern sorgt. Handys sind für viele Familien Fluch und Segen zugleich. „Die Familienmodelle sind unterschiedlich. Deshalb sollte auch jede individuell prüfen, ab wann es für das Kind sinnvoll ist, ein Handy zu besitzen“, meint  die Medienpädagogin Anja Pielsticker von der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (gmk) in Bielefeld. Und im zweiten Schritt sollte dann entschieden werden, was das Gerät können sollte. Wichtig dabei ist von Anfang an, den richtigen Umgang mit dem Gerät zu kennen.  

Kinder an verantwortungsvolle Handynutzung heranführen

Stichwort Medienkompetenz. Gemeint ist, Kinder zu befähigen, Medien ihrem Alter entsprechend selbstbestimmt, verantwortungsbewusst, kritisch aber auch kreativ zu nutzen. Ähnlich wie der Umgang mit Fernsehen in Familien geregelt ist, sollten Kinder auch an die verantwortungsvolle Handynutzung herangeführt werden. Und das geht am besten gemeinsam zwischen Eltern und Kind. Wie lange und wo darf das Handy benutzt werden? „Ein leidiges Thema“, meint Leas Mutter: „Am Esstisch ist es bei uns tabu und zu den Hausaufgaben muss es auch ausgeschaltet werden.“ Das kommt nicht immer gut an.

„Handys sind heute Alltagsgegenstände. Ab einem gewissen Alter haben Eltern keinen Einfluss mehr auf ihre Kinder. Deshalb ist es wichtig, in jungen Jahren klare Regeln festzulegen und ihnen eine kritische Haltung beizubringen“, betont die Medienpädagogin. „Es ist wichtig, die Kinder für den Datenschutz zu sensibilisieren und über Kostenfallen aufzuklären.“

Medienkompetenz  ist der Schlüssel zu mehr Sicherheit im Netz

Bei der Technik haben die Jugendlichen oft einen Wissensvorsprung gegenüber ihren Eltern, weil sie sich viel selbstverständlicher in der digitalen Welt bewegen. Im Gegenzug bräuchten sie, so Pielsticker, aber von den Eltern die Anleitung, auch eine kritische Haltung anzunehmen. „Hier können sich Eltern und Kinder prima ergänzen.“ Grundsätzlich gilt: Begleiten Sie Ihr Kind und zeigen Sie Interesse, womit es sich gerade beschäftigt. „So kann es besser vor Gefahren geschützt werden. Medienkompetenz  ist auch der Schlüssel zu mehr Sicherheit im Netz“, betont die Medienpädagogin.

Beim Kauf eines Handys am besten die Funktionen mit dem Kind ausprobieren und die Sicherheitseinstellungen gemeinsam einrichten. Ein Smartphone empfiehlt sich erst dann, wenn Eltern sicher sind, dass ihr Sohn oder Tochter die Gefahren des Internets kennt und weiß, wie es sich schützt. Smartphones sind wahre Tausendsassa. Denn über das Telefonieren hinaus ermöglichen sie das mobile Surfen im Internet, Musik hören, Apps und Spiele nutzen, Simsen und Fotografieren.  Diese Mobiles stehen bei Jugendlichen hoch im Kurs. 72 Prozent sind schon damit ausgestattet. 

Damit sich Surfanfänger nicht in den Weiten des Webs  verirren, eignet sich die Browser-App „Meine Startseite“, die mobile Geräte in einen kindgerechten und sicheren Surfmodus schaltet. Wichtig ist, vor dem Herunterladen von Apps zu wissen, welche Daten der Nutzer von sich preisgeben muss. „Deshalb kann es auch ratsam sein,  eine Jugendschutzsoftware zu installieren“, so Pielsticker.

Es wird zwar mit dem Handy weniger telefoniert, aber nicht weniger kommuniziert und zwar im Internet über Facebook, Instagram oder WhatsApp.  Das nächste Treffen von Lea mit ihren Freunden steht schon.  

Info

Für Kids
Die Internetseite www.handysektor.de ist ein werbefreies Informationsangebot für Jugendliche, das sie bei einem kompetenten Umgang mit mobilen Medien unterstützen will. Die sichere Nutzung von Handys und Smartphones steht dabei im Vordergrund.  Neben Informationen zur mobilen Mediennutzung stehen auch Themen wie Cybermobbing, Datenschutz, versteckte Kosten sowie die kreative Nutzung im Vordergrund. Für Eltern und Pädagogen gibt einen eigenen Bereich, der einfache Praxistipps bietet.

www.handysektor.de

Für Eltern
Die Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“ ist ein Elternratgeber zur Mediennutzung, der Erziehende dabei unterstützt, ihre Kinder im Umgang mit Medien zu stärken. SCHAU HIN bietet Orientierung in der elektronischen Medienwelt und gibt konkrete, alltagstaugliche Tipps, wie Eltern den Medienkonsum ihrer Kinder kompetent begleiten können. Wichtig ist, dass die Elrwachsenen gemeinsam mit ihrem Kind die Welt der Medien entdecken, nach dem Motto: „Verstehen ist besser als Verbieten“. Hier können sich die Erwachsenen selbst testen, wie fit sie in der Medienerziehung sind.  www.schau-hin.info

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