Familie

Hallo Erkältungszeit: Infekte gehören zum Großwerden dazu

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Kinderarzt rät zu frischem Obst und Gemüse statt Nahrungsergänzungsmitteln  

Hallo Erkältungszeit – Klar, ich wage zu behaupten, dass jede Mami und jeder Papi alles ausprobieren, damit ihre Kleinen von Schnotten, Husten & Co. verschont bleiben.

Denn schon beim Gedanken an verstopfte Nase und Dauerhusten schwant ihnen Böses. Nicht nur schlaflose Nächte. Nicht selten stolpert man beim Thema Erkältung über Nahrungsergänzungsmittel (NEM). Eltern sind, da sie natürlich nur das Beste für ihr Kind wollen, eine ganz empfängliche Zielgruppe.

Nahrungsergänzungsmittel sind – wie der Name schon sagt – Präparate, die die Nahrung ergänzen sollen. Sie enthalten Nährstoffe wie Vitamine oder Mineralien, die auch in Lebensmitteln vorkommen. Der Unterschied: hier in konzentrierter Form und damit auch einer höheren Dosierung.  Laut Verbraucherzentrale NRW bekommt jedes 10.Kind NEM. Sie sind leicht verfügbar, denn auch Supermärkte und jeder Drogeriemarkt hat sie gelistet. Und Online ist die Auswahl noch viel größer – „wie Sand am Meer“ beschreibt das Angebot ganz gut. In Form von lustigen Vitamingummibärchen oder als Zaubergetränke mit leckerem Himbeergeschmack werden sie von Kids häufig ohne Gemecker konsumiert.

Aber sind Nahrungsergänzungsmittel für Kinder wirklich nötig?  Wir haben bei Dr. med. Marcus Heidemann, dem Sprecher der Kinderärzte in Bielefeld/OWL nachgefragt:

milkids: Können/sollten Eltern prophylaktisch  ihren Sprösslingen Nahrungsergänzungsmittel verabreichen? 
Dr. med. Marcus Heidemann: Gesunde Kinder benötige keine Form von Nahrungsergänzungsmitteln! Ausnahme ist Vitamin D im ersten Lebensjahr. Und  bestimmte Erkrankungen oder Lebensumstände, die das Kind daran hindern können, wichtige Nährstoffe in ausreichender Menge zu sich zu nehmen. Dann kann eine gezielte Ergänzung mit NEM sogar notwendig sein. Hier wird die individuelle Gesundheitssituation von Kinderarzt/Kinderärztin begleitet.
Wichtig ist, nicht selber mit dem bekannten Halbwissen oder „Dr. Google“ anfangen zu experimentieren. Denn, falsch dosierte Nahrungsergänzungsmittel können mehr schaden als helfen.

milkids: Aber sind solche Vitamine oder Mikronährstoffe nicht eine ideale „Vorbereitung“, um Rotznasen-Monate gut zu überstehen?
Dr. med. Marcus Heidemann: Nein, Nahrungsergänzungsmittel sind natürlich keine Wunderwaffe. Erkältungen und Infekte lassen sich bei Kindern schlichtweg nicht vermeiden, denn sie gehören einfach zum „Großwerden“ dazu. Sie sind wichtig, für die Schulung des kindlichen Immunsystems. Sechs bis acht Infektionskrankheiten im Jahr sind bei Kindern normal. Bei Kleinkindern sind es häufig sogar zwölf fieberhafte Infektionen.
Das ist manchmal anstrengend, aber für das Immunsystem ein wichtiges Training, da der Körper zahlreiche Immunreaktionen erst infolge einer Infektion erlernt. Das Geld lieber in eine frische, ausgewogene Ernährung investieren, denn die besten Quellen für abwehrstärkende Vitamine sind frisches Obst und Gemüse. Und nein, ein Quetschie zählt nicht dazu. Obst und Gemüse hat nur eine vernünftige Verpackung und die nennt sich Schale!

milkids: Und was machen Familien, die zu Hause Gemüse- & Obst-Verweigerer haben?
Dr. med. Marcus Heidemann: Dann sollte man sich zu allererst fragen: „Wer ist der Chef zu Hause?“ Klar, können Eltern akzeptieren, dass das Kind manche Dinge nicht mag, aber eben nicht alles, denn das Angebot an Obst und Gemüse ist vielfältig. Es gilt: immer wieder etwas anbieten und erst danach gibt es „die Highlights“ wie Pommes, Nuggets oder Nachtisch. Obst und Gemüse sollte fest im täglichen Speiseplan integriert sein.
Und: Kinder sind nicht doof. Wenn sie merken, dass sie einmal doch noch einen Joghurt bekommen, weil sie sonst nicht gesättigt ins Bett gehen, dann werden sie diese Karte immer wieder ziehen.

Was stärkt das Immunsystem der kleinen Rabauken?

Gesunde Ernährung: Der wohl wichtigste Beitrag zur Stärkung des Immunsystems. Gesunde Lebensmittel mit Vitamin C oder Zink helfen dem Immunsystem.

Frische Luft: Laufen, Toben oder Spielen an der frischen Luft, zu jeder Jahreszeit und vor allem bei jedem Wetter. Hier gilt der Klassiker: es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung ;-)! Mindestens ein bis zwei Stunden sind ideal.

Bewegung: Sport trainiert die körpereigene Abwehr, da eine angemessene körperliche Belastung verschiedene Abwehrzellen mobilisiert.

Genügend Schlaf:  Ausreichend Schlaf ist für unser Immunsystem und die Abwehr von Krankheitserregern wichtig. Also, nicht zu spät ins Bett. Wie wichtig Schlaf ist, könnt ihr auch hier nachlesen: Na? Stand der Dinge: Augenringe!

Stressreduktion: Ständiger Stress – auch Freizeitstress – kann die Infektanfälligkeit bei Kindern erhöhen, denn ausgeschüttete Stresshormone schwächen die Abwehr. Kinder sollten also genug freie Zeit für Aktivitäten haben.


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