Gesundheit

Kreidezähne brauchen besonders viel Liebe

Gelbe, weiße oder braune Flecken, poröse und schmerzhafte Zähne: Immer mehr Kinder erkranken an einer Störung des Zahnschmelzes, den Kreidezähnen!

Doch die Forschung nach der Ursache gestaltet sich schwierig. Zahnärztin Dr. Sarah Ruwe (Foto) klärt auf. Fakt ist: Sobald die Zähne durchbrechen, steht schon fest, ob sie betroffen sind oder nicht. Am falschen Putzen liegt es also nicht.

Was sind Kreidezähne?

Der Begriff wird verwendet, weil die Konsistenz der Zähne an Kreide erinnert, die betroffenen Zähne haben einen deutlich weicheren Zahnschmelz. Bei der Hypomineralisation, so der Fachbegriff, ist die Entwicklung der Zähne gestört, weil nicht genügend Mineralien eingelagert werden, die den Zahnschmelz härten. Die Oberfläche ist rau und brüchig wie bei einem Stück Kreide.

Es handelt  sich um eine Entwicklungsstörung des Zahnschmelzes. Ist der schützende Zahnschmelz porös und nur in verminderter Stärke vorhanden können die Zähne sehr schmerzempfindlich auf Reize wie Kälte, Wärme, Säure und Berührungen/Kontakt reagieren. 

Symptome und Erscheinungsbild von Kreidezähnen?

Kreidezähne unterscheiden sich optisch von gesunden Zähnen, sie können von weißlich-gelb bis braun farblich variieren. Man unterscheidet bei der Diagnose zwischen vier verschiedenen Schweregraden – von Index 1, hier handelt es sich ausschließlich um verfärbte Areale auf dem Zahn, bis zu Index 4 mit ausgeprägten Zahndefekten verbunden mit hoher Schmerzsensibilität.
Kreidezähne können anfälliger für Karies sein, weil der schützende Zahnschmelz dünner ist. Bakterien können sich „verstecken“. Die rauen Oberflächen sind anfälliger für schädliche Beläge.

Außerdem können Kreidezähne hitze- und vor allem kälteempfindlich sein. Beim Kauen, Zähneputzen oder Druck auf die Zähne verursachen sie teils starke Schmerzen und können für die Betroffenen zur Qual werden. Daher Kinder bei Zahnschmerzen immer ernst nehmen und beim Zahnarzt oder der Zahnärztin vorstellen. Lieber einmal zu viel als zu wenig kontrollieren!


Welche Zähne können betroffen sein?

Im Milchgebiss können die Milchmolaren, also die hintersten Backenzähne betroffen sein (Milchmolaren-Hypomineralisation MMH). Im bleibenden Gebiss sind es klassisch ein bis alle vier ersten Backenzähne. Hier können zusätzlich auch die Schneidezähne betroffen sein (Molaren-Inzisiven- Hypomineralisation MIH).

Ich hatte Kinder in der Behandlung, die hatten im Milchgebiss Kreidezähne und wurden bei den bleibenden Zähnen verschont. Andere wiederum waren nur beim bleibenden Gebiss betroffen, aber manche bedauerlicherweise in beiden Phasen – es ist eben nicht vorhersehbar und erst nach dem Durchbruch wirklich erkennbar. Der Zahnschmelz der Zähne entwickelt sich bereits im Mutterleib und je nach Zahn, bis zum fünften Lebensjahr. Ist ein Zahn fertig angelegt, kann dieser nicht mehr nachträglich befallen werden. Deshalb wird die Diagnose Kreidezähne in der Regel erstmalig im Kindesalter gestellt. Die Konsistenz der weicheren Zähne wird aber mit in das Erwachsenenalter übernommen.

Was ist bei der Diagnose Kreidezähne zu tun? 


Leider können Kreidezähne nicht geheilt werden. Aber, man kann einiges für ihren langfristigen Erhalt machen.Die individuelle Behandlung hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab und kann von Fluoridierungen und Füllungen bis hin zu Kronen, in schweren Fällen, aber auch zur Zahnextraktion reichen. 

Eine gute Mundhygiene ist besonders wichtig. Also, gründlich Zähnchen mit altersentsprechender Zahnpasta putzen! Und vor allem: Regelmäßige, engmaschige zahnärztliche Kontrollen, so haben wir den betroffenen Zahn genau im Blick!

Lassen sich Kreidezähne also nicht vermeiden?

Richtig, da die genaue Ursache noch unbekannt ist, lassen sie sich auch nicht gezielt vermeiden. Aber was klar ist: Weder Kind noch Eltern haben Schuld an der Disposition.

Gut zu wissen!

Der Zahnschmelz ist das härteste Gewebe des menschlichen Körpers. Er ist härter als Knochen und schützt unsere Zähne vor Kälte, Karies und Abnutzungsschäden. 

Wie entstehen Kreidezähne?
Die Ursache, wodurch genau die Schmelzbildung gestört wird, ist noch nicht geklärt. Wissenschaftler beschäftigen sich seit einigen Jahren mit der Frage, was der Auslöser sein könnte. Sie gehen davon aus, dass äußere Einflüsse den Defekt hervorrufen.
Als mögliche Ursachen, die auf die Zahnentwicklung einwirken, werden Infektionserkrankungen in den ersten drei Lebensjahren, chronische Atemwegserkrankungen des Kindes, Antibiotikaeinnahmen sowie Weichmacher diskutiert ebenso wie der Verlauf von Schwangerschaft und Geburt oder Frühgeburt.

Häufigkeit von Kreidezähnen
Kreidezähne sind gar nicht so selten: Laut der DMS (6. Deutsche Mundgesundheitsstudie) sind 15,3 % der 12-Jährigen in Deutschland betroffen. Das bedeutet mehr als jedes siebte Kind in der Altersklasse. 
(Quelle: https://www.idz.institute/fileadmin/Content/Publikationen-PDF/Bekes-Molaren_Inzisiven_Hypomineralisation.pdf)

Fame Bickley

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