Alltag
Taschengeld: Klein anfangen
Kinder lernen mit Taschengeld auch den Umgang mit eigenen Wünschen
Taschengeld – ja oder nein? Nein, eine Pflicht im Sinne des Gesetzes auf Zahlung von Taschengeld gibt es nicht. Aber aus pädagogischer Sicht lautet die Empfehlung ganz eindeutig: Ja. Denn das Taschengeld dient der Übung. Die Kinder lernen ihre Euros zu verwalten.
Ob sie die Münzen sparen oder ausgeben, soll ihnen überlassen werden, denn so lernt der Nachwuchs den Umgang mit Geld und Entscheidungen darüber zu treffen. Ein wichtiger Schritt in die Welt der Großen. Aber ab wann sollte mein Kind Taschengeld bekommen? Was muss alles vom Taschengeld bestritten werden? Da gibt es kleine und große Träume, auf die fleißig gespart werden kann oder ein kleiner Betrag, mit dem ab und an mal eine Kugel Eis drin ist, wenn es mit Freunden auf Tour geht.
Wie viel Taschengeld für welches Alter?
Spätestens mit dem Schuleintritt sollten Eltern den Kindern schrittweise und altersgerecht die Verantwortung für das Taschengeld überlassen. Sohn und Tochter lernen haushalten. Und gleichzeitig lernen sie im Umgang mit Geld auch den Umgang mit eigenen Wünschen. Sie müssen/dürfen entscheiden, was ihnen wichtig ist. Das beinhaltet auch Fehler zu machen. Taschengeld unterstützt auch ein Verständnis für Zahlen und Werte. Die Kinder begreifen, dass Dinge unterschiedlich kosten.
Die Jugendämter geben jedes Jahr eine Tabelle mit Empfehlungen über die Höhe je nach Altersgruppe heraus (siehe Infobox). Letztlich entscheidet aber jede Familie selbst, wie sie das Thema „Monetas“ handhaben möchte. Denn jede Familie muss sich ja nach seiner eigenen Decke strecken. In der eigenen Familie lernen die Kinder den Wert von Geld zu verstehen und das setzt voraus, dass auch über Geld gesprochen wird.
Das erste Taschengeld gibt es mit dem Schuleintritt
Bei Familie Nottbrock ist das Taschengeld fest geregelt. Vier Kinder machen aktuell das Familienglück perfekt. Bei einer Altersspanne zwischen fünf Monaten und 16 Jahren ergeben sich da ganz unterschiedliche Herangehensweisen. Die beiden Großen, Finn (16) und Paulina (13), können mit festem Taschengeld bereits selbst kalkulieren. Für die beiden Kleinen, Beeke (2) und Joris (5 Monate), gibt es noch kein Taschengeld.
„Wir haben das Taschengeld in der Grundschule mit dem ersten Schuljahr eingeführt. In der Kita-Zeit gab es immer so mal was. Am Anfang gab es 50 Cent in der Woche, was wir auch wöchentlich ausgezahlt haben“, erinnert sich Mama Daniela. Zum Schuljahreswechsel wurde das Taschengeld dann immer um 50 Cent erhöht. „Damals war das Taschengeld wirklich für reine Spaßsachen. Schulsachen oder Anziehsachen haben wir als Eltern immer bezahlt“, erzählt Mama Daniela.
Wöchentliches Taschengeld für Kindergarten- und Grundschulkinder
Erziehungswissenschaftler raten, Kindergarten- und Grundschulkindern das Taschengeld wöchentlich auszuzahlen. Erst ab einem Alter von zehn Jahren seien sie in der Lage, einen ganzen Monat zu überblicken und sich das Geld einzuteilen. So wie Finn und Paulina, denen mittlerweile ihr Taschengeld monatlich ausgezahlt wird. „Finn bekommt jetzt 50 Euro, aber er muss davon auch das Essensgeld für die Schule bezahlen. Er kann somit selbst flexibel entscheiden, ob er in der Schule oder Zuhause essen möchte.“
Seiner Schwester Paulina stehen 20 Euro monatlich zur Verfügung. Busfahrten zu Verabredungen in der Stadt oder den gelegentlichen Kinobesuch bezahlen Mama Daniela und Papa Markus. „Das sehen wir auch als Bezahlung, was unserem Familienmodell geschuldet ist. Die beiden Großen helfen viel bei den Kleinen mit und sind zwischendurch auch Babysitter“, erklärt Daniela Nottbrock. Ein externer Babysitter müsste schließlich auch bezahlt werden. Alles, was den Grundbedarf deckt, finanzieren Mama und Papa.
„Wenn man Wünsche hat, dann muss man eben sparen“
Einfach nur Taschengeld kassieren ist bei Familie Nottbrock aber nicht angesagt. So bessert Finn sein Taschengeld damit auf, dass er Nachhilfeunterricht gibt. „Ich möchte schon, dass sie lernen, wie man mit Geld umgeht und dass sie nur so viel Geld ausgeben können, wie sie haben. Wenn man Wünsche hat, dann muss man eben sparen.“ Damit die Taschengeld-Auszahlungen auch nicht im Alltag in Vergessenheit geraten, hat Familie Nottbrock einen Dauerauftrag auf die Konten der Kinder eingerichtet.
„Die Höhe des Taschengeldes finde ich gut“, sagt Finn. Es reiche vollkommen aus. Gut daran findet er, „dass man lernt mit Geld umzugehen. Ich spare eigentlich immer und wenn ich mal was kaufe, dann meistens Bücher oder etwas Nützliches.“
Den Umgang mit Geld übers Taschengeld zu lernen – das klappt!
Mit dem Taschengeld können Kinder Finanzen lernen. Damit das auch gelingt, sind die Erwachsenen gefordert.
Das sollten Eltern beherzigen:
– Das Taschengeld regelmäßig zum vereinbarten Termin auszahlen. Je nach Zahlweise immer am Wochenanfang oder zum 1. des Monats
– Das Taschengeld den Kindern in den ersten Jahren bar übergeben. So ist Geld nicht abstrakt, sondern erlebbar, wenn es im Sparschwein klimpert. Später dann kann es auf ein Konto überweisen werden
– Das Taschengeld unabhängig vom Verhalten des Kindes auszahlen. Keine Kürzung oder Aufschlag zur Bestrafung oder Belohnung vornehmen
– Das Taschengeld steht den Kindern zur freien Verfügung, sie können entscheiden, was sie sich davon kaufen. Auch wenn es Eltern noch so schwer fällt, wenn das Geld „verkitscht“ wird
– Das Taschengeld nicht vorschießen, wenn das Kind bereits vor dem nächsten Zahltag „pleite“ ist. Weg ist weg. So lernt das Kind sich einzuteilen.