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Nicht im Abseits

Uwe Fuchs und Karsten Bremke engagieren sich mit Bielefeld United für benachteiligte Jugendliche

Fußball ist Leidenschaft. Fußball ist Herzblut. Fußball ist jede Menge Engagement. Das wissen die ehemaligen Fußballprofis Karsten Bremke und Uwe Fuchs nur zu gut. Und Fußball verbindet Menschen - überall auf der Welt. So war für die beiden Bielefelder und Ex-Arminen ihr Sport genau der richtige Anker für das Integrations-Projekt Bielefeld United.

„Als 2015 so viele Menschen nach Deutschland und Bielefeld kamen, haben wir überlegt, wie man am besten helfen kann“, erklärt Karsten Bremke. Helfer in den Flüchtlingsunterkünften zu unterstützen schien ihnen jedoch nicht langfristig genug und so entwickelten die Fußballprofis ein eigenes Konzept. Das Ziel: Möglichst viele Kinder und junge Erwachsene auf ihrem Weg begleiten und integrieren. Nur um Flüchtlinge geht es dabei aber nicht. Allen benachteiligten jungen Menschen aus Bielefeld sind die Tore weit geöffnet und das in jeder Altersgruppe. Die jüngsten Mitglieder sind im Kita-Alter, die älteren stehen am Anfang ihres Berufslebens.

„Unser Konzept basiert auf drei Säulen: Sport, Sprache und Soziales Lernen“, erklärt Bremke. Alle drei Säulen seien dabei von gleicher Bedeutung. Sport: Fußball – na, logisch. Sprache: Es findet Deutschunterricht statt, denn Sprache ist ein wichtiger Schlüssel zur Integration. „Auf dem Platz wird nur deutsch gesprochen. Sonst gibt es einen Freistoß für den Gegner.“ Dritte Säule: Soziales Lernen. „Hier geht es um Aufgaben, die mit nonverbaler Kommunikation gelöst werden müssen, sowie grundlegende Verhaltensweisen wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Toleranz, Höflichkeit oder Hände reichen.“ Eigenschaften, die im Alltag zum persönlichen Erfolg verhelfen.

Am beliebtesten unter den Jugendlichen ist der Sport, das Fußballtraining mit den Profis. Reiner Spaß ist das aber nicht. Bremke und Fuchs stellen gleich mit ernstem Gesicht klar: „Wir sind keine Bespaßer.“ Mit den Projekten Anpfiff, Doppelpass und Spielmacher bietet Bielefeld United jungen Menschen von 4 bis 25 Jahren Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung. Steht bei den Jüngsten das Wir-Gefühl im Vordergrund, lernen Jugendliche Verantwortung zu übernehmen und junge Erwachsene bekommen berufliche Orientierung. Mehr als 20 junge Erwachsene hat Bielefeld United bereits in Praktikum, Ausbildung, Studium oder Beruf gebracht.

 „Begonnen haben wir damit, junge Flüchtlinge an den Unterkünften abzuholen. Dann wurden anderthalb Stunden Deutsch gelernt und anderthalb Stunden Fußball gespielt.“ Mittlerweile ist Bielefeld United zu einer großen Familie geworden, die weiterwächst und ein Netzwerk mit vielen Kooperationspartnern gesponnen hat wie dem DSC Arminia, der Initiative für Beschäftigung, Uni Bielefeld, Laborschule und dem Verein Tabula.
Und auch sportlich kann sich für den ein oder anderen viel tun. Als erfolgsversprechend nennen die Ex-Profis Belend, einen jungen Mann aus dem Irak. „Er ist als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling hergekommen und ist seit dem Ostercamp 2016 dabei. Von Anfang an waren da Sprachgefühl und sportliches Talent und heute leitet er selbst Gruppen an“, sagt Bremke. „Das Team kennt sich jetzt schon lange, hat vieles miteinander erlebt und es sind zu jedem Training wirklich alle da“, loben die Profis.

Für den nötigen Respekt auf dem Platz sorgt zudem besonders eines: Bewunderung. Denn Uwe Fuchs und Karsten Bremke sind nicht irgendwelche Fußballer – sie waren Profifußballer und das macht Eindruck. Uwe Fuchs kommt aus einer Fußballerfamilie – Vater und Großvater waren schon als Spieler und Trainer aktiv. Bei Arminia kennt man ihn als Stürmer, trug aber auch andere Trikots unter anderem vom 1. FC Köln. Der zweifache Vater lebt mit seiner Familie in Bielefeld und kümmert sich bei Bielefeld United hauptsächlich um das operative Geschäft. Spenden, Stiftungsgelder und Patenschaften tragen zum Erhalt des Vereines bei.

Acht bis zehn Stunden Arbeit pro Woche investieren die Beiden in das Projekt. Karsten Bremke war aktiver Abwehrprofi und spielte mit dem DSC in der ersten und zweiten Liga, später dann beim VfB Fichte Bielefeld. Heute arbeitet er als Lehrer an einem Weiterbildungskolleg. So liegen Projekte und die engere Betreuung der Jugendlichen bei Bielefeld United in seinen Händen. Neben diesem Engagement trainiert er auch noch eine Jugendmannschaft. Die beiden Profis sind sich einig: Bei Bielefeld United soll niemand im Abseits stehen. Auf und neben dem Platz.

                                                                                                                                        naw