Mit Rockmusik für die ganze Familie erfolgreich unterwegs
Was machen gestandene Rockmusiker, wenn sie Eltern werden und ihre empfindsamen Musikerohren plötzlich tagein, tagaus von den immer gleichen, weichgespülten, lahmen, langweiligen, pädagogisch wertvollen und schlecht gereimten Kinderliedchen gequält werden? Ganz einfach: Sie gründen eine Kinderrockband und machen es besser.
Jochen Vahle, Bielefelder Musik- und Kulturveranstalter, stört es mächtig, dass Kinder in den gängigen Kinderliedern oft einfach nicht ernst genommen werden. Und zudem erlebte er mit, dass seine Tochter Lina (13) schon in sehr jungen Jahren auch Gefallen an anderen Musikrichtungen fand. Also tat er sich mit seinen Musikerkollegen Marc Jürgen, Christian Keller und Garrelt Riepelmeier zusammen und gründete 2004 die Kinderrock-Band „Randale“.
„Warum soll nicht auch Kindermusik laut, intelligent und witzig, rockig und fetzig sein dürfen“, fragte er sich damals. Die Musik von „Randale“ macht der ganzen Familie Spaß und begeistert Kinder für das Thema Rockmusik. Und weil Spaß und Musik im Vordergrund stehen, dürfen pädagogische Botschaften bei Randale auch mal drastischer klingen: „Helm auf, du Penner“ heißt es zum Beispiel in dem Lied „Fahrradhelm“. Das Alphabet lernen die Kids ganz nebenbei mit dem „SKA-BC“ und wenn „Randale-Kinder“ trocken werden, sitzen sie „froh mit dem Po aufm Klo.“ „In unserem Repertoire gibt es nur wenige Klugscheißerlieder“, erzählt der 45-Jährige. Aber die klingen genauso rockig wie alle anderen.
„Nicht nur musikalisch, auch textlich haben wir uns von gängigen „Was darf man Kindern zumuten“- Regeln frei gemacht“, erklärt der dreifache Familienvater. Unverkennbar sind in ihren vergnüglichen Rock-, Pop-, Punk-, Reggae-, Ska-, Jazz-, Folk- und Funk-Songs die musikalischen Einflüsse ihrer großen Vorbilder: Das sind zum Beispiel „Die Ärzte“ und die „Ramones“, die auch bei Vahles Söhnen, dem zehnjährigen Benno und dem siebenjährigen Thilo, hoch im Kurs stehen.
A propos Ramones: Die Veröffentlichungsparty der neuen CD „Randale Rock ’n’ Roll“ fand passenderweise im Ramones-Museum (Foto) in Berlin statt. Einen besseren Ort hätte es dafür nicht geben können. Peter Zickermann gestaltete das Cover der Jubiläums-CD nach dem Vorbild der Ramones-Platte „Road to Ruin“. Und Stücke wie „Kinderzimmer Punk“ oder „Käpt‘n Wurstsalat“ sind wirklich echter Rock 'n’ Roll.
Auf das erfolgreiche Debütalbum „Tierparklieder aus Olderdissen“, das weit über Bielefeld und den Heimattierpark hinaus zum Hit wurde, folgten weitere, darunter „Kinderparty am Wackelpeter“, „Punkpanda Peter“ und „Hardrockhase Harald“. Besagter Harald spielte die Hauptrolle in dem Kindertheater-Musical „Randale im Tierpark“ der Bielefelder Schauspielerin Carmen Priego, das 2011 im Theater aufgeführt wurde. Mit auf der Bühne: Randale.
Konsequent setzt die Band ihren Weg fort, um die Kindermusik weiter aufzumischen. In diesem Jahr feiert sie ihr zehnjähriges Bestehen. Und obwohl
die Musiker bereits auch bundesweit bekannt sind, haben sie erst jetzt das Gefühl, dass sie endlich so richtig durchstarten. „Mit der letzten Platte sind ganz viele Sachen ins Rollen gekommen, die immer spannender werden und die uns hoffen lassen, dass aus der Band einmal mehr wird als nur eine kleine Kapelle.“
50.000 Tonträger hat die kleine Kapelle mittlerweile schon verkauft. Zu ihren liebsten Auftrittsorten gehört das Zweischlingen in Bielefeld-Quelle, wo die Band ihre ersten Konzerte gab. Dort spielen sie zweimal im Jahr und die Kinderkarnevalpartys mit
Randale sind legendär. „Und wir lieben das Kinderfest Wackelpeter“, so Vahle. Ihre Gigs führen die Band von München über Hamburg und Berlin bis nach Föhr. Der Radius wird immer größer, die Fans werden immer mehr. Inzwischen gibt es sogar
Menschen, die ohne Kinder ihre Konzerte besuchen, einfach weil ihnen Musik und Show so gut gefallen.
Musikalisch wagen Randale immer mehr, wie die aktuelle CD beweist. „Das ist zwar eine total rockige Platte, aber trotzdem immer noch familientauglich. Und nur so funktioniert es auch“, meint Vahle: „Musik für Kinder zu machen, ist einfach das Allerschönste.“
Doreen Koschnick
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