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So gelingt der Übergang

Vom Kindergartenkind zum Erstklässler

Plötzlich waren die Zweifel da. War die Schulwahl die richtige? Wie wird Mika in der Grundschule wohl aufgenommen? Bekommt er eine nette Klassenlehrerin? Der Bauch sagte: „Alles richtig gemacht.“ Doch der Kopf fragte: „Wirklich alles richtig gemacht?“ Denn als Mutter hat Regina Schimmer noch keine Erfahrung mit Schule gemacht. Die Zweifel sind für sie seit dem Kennlerntag an der Grundschule Babenhausen verflogen. „Die Bedenken sind genommen und ich bin seitdem guter Dinge.“ Mika hat schon vor der Einschulung seine Klasse getroffen, lernte seine Klassenlehrerin Frau Henner und seinen Paten Hannes kennen. „Wir Eltern haben uns auch schon bekannt gemacht und von Eltern älterer Schulkinder Informationen aus erster Hand bekommen. Was soll da noch schief gehen?“

Für Professorin Elke Wild von der Universität Bielefeld ein ganz normales Verhalten. Wild ist Professorin für Pädagogische Psychologie und Leiterin der Pädagogisch-Psychologischen Beratungsstelle. „Heute sind Eltern viel mehr kindzentriert und oft unsicherer als ihre Kinder selbst“, weiß die Expertin. Deshalb ihr Rat: „Eltern bleibt cool.“

Früher glaubte man, der Wechsel vom Kindergarten zur Schule sei für Kinder ein kritisches Lebensereignis („Jetzt beginnt der Ernst des Lebens“). Doch dem ist nicht so. „Die Kinder empfinden den Übertritt nicht stressig, sondern freuen sich und sind stolz.“ Gleichwohl gäbe es auch Kinder, die Belastungsreaktionen zeigten, weil sie sich nur schwer lösen könnten. „Da kommt es dann ganz entscheidend auf den Lehrer an.“ In den Kitas werde mittlerweile viel Vorarbeit auf die Schule geleistet. Mika: „Wir haben da viel gelernt, damit wir schlauer werden.“ Und Grundschulen fangen in den ersten Wochen durchaus behutsam an. „Das ist kein harter Übergang“, so Wild. Sie rekrutierten die Kinder oft noch aus dem Einzugsgebiet, so werde das Ankommen der Erstklässler erleichtert: „Denn viele Kinder kennen sich.“ Aber auch, wenn das Kind allein, ohne Verstärkung, die neue Schule besuche, sei das kein Problem.

Hier spricht Elke Wild aus eigener Erfahrung. Ihre Tochter wechselte als einzige von der Unikita zu ihrer jetzigen Grundschule. Bereits im Kindergarten haben die Kleinen gelernt, sich neuen Gruppen anzunähern und Freundschaften zu schließen. Auch in der Schule wird sich daran nichts ändern. „Es gibt hier noch eine große Beziehungsdynamik nach dem Motto: „Du bist nicht mehr meine Freundin.“ Ihre Tochter pflege noch gute alte Freundschaften aus der Kita. „Sie haben eine große Treue.“

Eine weitere Sorge der Eltern ist der Leistungsdruck. Doch dieser sei oft hausgemacht, so die Expertin. Die Erwachsenen setzten sich selbst unter Druck, weil sie sich verantwortlich fühlten. Die Psychologin betont: „Eltern sollten angemessen begleiten, aber keine Ersatzlehrer der Nation werden.“ Ein Vorteil sei, dass keiner das Kind so gut kenne wie die Eltern selbst und damit ein gutes Klima des häuslichen Lernens schaffen könnten. Dazu gehört für Wild auch die Autonomieunterstützung der Erstklässler: So wenig Hilfe wie möglich, aber so viel wie nötig.

Lieber kürzer, aber dafür häufiger, lautet die Losung für das Lernvermögen. „Am Anfang nur so 10 bis 15 Minuten. Sonst kommt es zu Konflikten.“ Ganz entscheidend sei die Motivation: „Erfahren Schüler Misserfolge und reagieren Erwachsene darauf unangemessen, können Selbstwertprobleme auftreten“, gibt die Professorin zu bedenken. Deshalb ihr Tipp: Kinder möglichst nicht vergleichen, sondern Fehler sachlich rückmelden. Sie keineswegs kaschieren, jedoch dem Kind klar machen, dass es aus Fehlern lernen kann. Deshalb solche Äußerungen wie „Mathe ist schwer. Mathe liegt dir nicht“ unbedingt vermeiden. So werde nämlich dem Kind der Eindruck vermittelt, dass es nichts mehr an der Situation ändern könne. Stattdessen den Schüler emotional unterstützen.

Und für das Lernen zu Hause rät die Expertin: Lernen heißt nicht unbedingt am Tisch lernen. Vielmehr Alltagssituationen nutzen, denn sie unterstützten das Lernen: Die Familie geht einkaufen, das Kind darf bezahlen. Die Familie fährt Straßenbahn, das Kind ermittelt Fahrtzeit und Fahrtrichtung. Es wird Kuchen gebacken, das Kind wiegt und zählt ab. „So merken die Erstklässler, dass das, was sie in der Schule lernen, durchaus nützlich ist und es in ihren Alltag einbringen können.“

Eine Vorbildfunktion kommt Eltern beim Lesen zu: „Wenn Kinder Vater oder Mutter in einer entspannten Situation lesen sehen, setzen sie das nicht mit Lernen gleich. Das Lesen ist für die Kinder ein ganz wichtiger Schlüssel: Denn daraus entwickelt sich Leseverständnis und die Schriftsprache wird geschult.“
res

 

Tipps, wie Eltern den Alltag der I-Männchen begleiten

 

 

Eltern, bleibt gelassen!
Kinder sind durch den Kindergarten heute schon gut auf die Schule vorbereitet und freuen sich auf die Grundschule.

Eltern, seid keine Ersatzlehrer!
Eltern sollten ihr Kind beim häuslichen Lernen angemessen begleiten und eine gute Atmosphäre schaffen. Denn keiner kennt das Kind so gut wie die Eltern selbst.

Eltern, vergleicht nicht eure Kinder!
Fehler sachlich rückmelden und dem Kind klar machen, dass es aus Fehlern lernt. Keine Vergleiche anstellen.

Eltern, seid Vorbild!
Kinder sollten erfahren, dass das, was sie in der Schule lernen, sinnvoll ist und sie jeden Tag im Alltag einbringen können wie zum Beispiel lesen und rechnen beim Kuchen backen. Insbesondere beim Lesen sollten Eltern mit gutem Beispiel vorangehen.

Eltern, bleibt im Gespräch!
Nehmen Sie sich die Zeit und unterstützen Sie Ihr Kind emotional, dass es sich offenbart, wenn es Kummer hat. Nutzen Sie die Gesprächsangebote der Lehrer.

Eltern, lasst auch los!
So lernen die Schulanfänger Selbstständigkeit zu entwickeln und Anforderungen zu meistern.