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Essen muss schmecken und Spaß machen

Eltern legen fest, was gekocht wird - Kinder entscheiden,  wie viel sie essen möchten

Eigentlich ist es ganz einfach. Kinder sind von Natur aus  neugierig, wollen Neues kennenlernen und probieren gerne aus. Sollte man meinen. Denn keine Regel ohne Ausnahme. Und die erfahren Familien tagtäglich live, wenn es um Essen und Ernährung geht. Schwimmen Möhrenstücke in der Buchstabensuppe, werden die Gemüsestückchen auf dem Tellerrand drapiert. Selektion am Esstisch. „Da nützt auch kein gutes Zureden“, erzählt Dagmar N., Mutter von zwei Jungs im Grundschulalter: „Ich achte schon auf eine ausgewogene Ernährung meiner Kinder. Deshalb biete ich ihnen auch immer wieder verschiedene Lebensmittel an. Und irgendwann werden sie auf den Geschmack kommen. Hoffentlich.“

Sie ist gelassener geworden. Argumente wie „Das ist doch  gesund“ verkneift sie sichmittlerweile, denn damit erreichte sie nur das Gegenteil. Experten wie der Ernährungspsychologe Thomas Ellrott raten davon ab, Lebensmittel zu bewerten und Erwachsene sollten tunlichst vermeiden, dass Nahrungsmittel etwas mit Gesundheit zu tun haben. Das sei zu abstrakt. Kaum ein Tag vergeht, an dem Eltern nicht über die Medien Informationen über gesunde Kinderernährung erhalten. Bio oder nicht bio, vegetarisch oder mit Fleisch, direkt vom Erzeuger oder aus dem Supermarkt?Die Auswahl an Lebensmitteln ist immens. Kommen dann noch komplizierte und widersprüchliche Empfehlungen hinzu, ist die Verunsicherung bei den Eltern komplett: Was ist richtig und was ist wichtig? Und wie setze ich das Wissen in meiner Familie um?

Silke Hoffmann, Ernährungsberaterin für Kinder, rät unbedingt zur Gelassenheit: „Essen muss in erster Linie schmecken und Spaß machen. Deshalb brauchen Eltern nicht jeden Tag auf die Ernährung ihrer Kinder achten. Was zählt, ist der Blick aufs Ganze und die Freude am Kochen, Genießen und an gemeinsamen Mahlzeiten.“ In praxisorientierten Kursen und Beratungsstunden zeigt
die Bielefelderininteressierten Eltern, wie sie eine ausgewogene und genussorientierte Ernährung individuell in ihrer Familie umsetzen können. Richtig oder falsch gibt es dabei nicht, denn jeder hat andere Essgewohnheiten und einen eigenen Geschmack.

Die Grundlage ihrer Empfehlungen ist die aid-Ernährungspyramide. Sie basiert auf den aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und gibt eine einfache Orientierung bei Auswahl und Menge der täglichen Speisen. Außerdem verzichtet das Konzept auf einseitige Empfehlungen und Verbote, was besonders bei Kindern wichtig ist. So wird das Essen nicht zum Streitthema und der Familientisch nicht zur Konfliktzone.

Dorothea Lob, Mutter einer 8-jährigen Tochter, hatte bereits von der Pyramide gehört, aber die Umsetzung fiel ihr schwer. „Wie soll ich bloß die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse in unseren gut gefüllten Tag hineinbekommen?“ Außerdem war sie verunsichert, ob ihre Tochter zuviel nascht. Die Antwort hat sie sich in dem Elternkurs selbst erarbeitet: „Wir versuchen jetzt möglichst zu jeder Mahlzeit etwas Obst oder Gemüse zu essen. Morgens mal einen Smoothie, etwas Rohkost in der Brotbox, regelmäßig gekochtes Gemüse im Auflauf oder Suppe, zwischendurch mal einen Apfel oder einen Salat zum Abendessen.“

Und manchmal kann es ganz einfach sein, Kinder für ein Lebensmittel zu gewinnen, wenn sich zum Beispiel die Konsistenz verändert: roh statt gekocht, püriert statt in Stücken, knusprig statt weich.„Vielleicht mag Ihr Kind anstatt einem Käsebrot lieber ein knuspriges Knäckebrot mit Mozarellakugeln oder die Möhren lieber frisch geraspelt im Salat als gekocht auf dem Teller?“, so Hoffmann.

Eltern von Kleinkindern rät die Ernährungsexpertin,  möglichst lange auf stark gezuckerte und verarbeitete Lebensmittel zu verzichten: „Die ersten zwei bis drei Lebensjahre sind prägend für die Geschmacksbildung. Und auch wenn nicht immer alles glatt geht, lohnt es sich auf jeden Fall dran zu bleiben, möglichst auch noch über das Kindergartenalter hinaus.“ Konkret bedeutet dies, beispielsweise Naturjoghurt mit frischen Früchten anstatt Fruchtjoghurt, Wasser anstatt aromatisierten Kindergetränken, gekochte Kartoffeln anstatt Pommes frites, Haferflocken anstatt Fertigmüsli, süßes Obst anstatt Kekse und Schokoriegel anzubieten.

Aber auch wenn Kinder sich bereits zu sehr kritischen Essern entwickelt haben, ist es nie zu spät, die Ernährungsgewohnheiten zu optimieren. „Führen Sie die ‚Probier-Regel’ in Ihrer Familie ein. Alle angebotenen Speisen müssen von allen Familienmitgliedern zumindest probiert werden“, rät Silke Hoffmann.Mag ich nicht, ohne, dass probiert wurde, gibt es nicht. Manchmal braucht es einige Versuche, manchmal einen langen Atem bis Kinder sich an einen neuen Geschmack gewöhnt haben. Jedoch niemals Zwang ausüben beim Probieren, vor allem nicht bei kleineren Kindern!Wenn probiert wurde, sollten Eltern auch akzeptieren, wenn das Kind etwas nur ungern oder gar nicht isst. Das heißt aber auch nicht gleich den Speiseplan umkrempeln, nur weil Sohn oder Tochter  momentan ein bestimmtes Gemüse nicht mögen. Beim nächsten Mal schmeckt es vielleicht schon wieder.

Die Eltern bestimmen, was auf den Tisch kommt und das Kind bestimmt, wie viel es davon essen will. So handhabt es auch Familie Schnapke mit ihren drei Mädchen. „Bei uns gibt es ein Familienessen. Alle drei Kinder haben unterschiedliche Geschmäcker, wobei einer der Zwillinge alles isst undder andere Zwilling gar nicht probierfreudig ist. Bei der großen Schwester wandeln sich die Vorlieben immer mal wieder.“Bei größeren Kindern ist es taktisch sinnvoll, sie in die Planung mit einzubeziehen. Jeder bringt sein Wunschessen auf den wöchentlichen Speiseplan.

Kinder und Jugendliche haben oft auch Interesse daran, beim Zubereiten der Mahlzeiten zu helfen. Zusammen Kochen ist ein Erlebnis, das alle Sinne anspricht und die Genussfähigkeit erhöht. Außerdem werden selbst zubereitete Speisen so mehr geschätzt und damit auch eher probiert. Ernährungsberaterin Hoffmann: „Ein weiterer positiver Nebeneffekt des gemeinsamen Schnippelns und Schälens: Eltern kommen 

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Kindgerechte Ernährungserziehung

Worauf ist zu achten, damit sich das Kind auch auf lange Sicht gesundheitsbewusst ernährt?                 

Kinder orientieren sich am Vorbild der Eltern

Vor allem bei jüngeren Kindern hat das Vorbild der Eltern weitreichenden Einfluss auf deren Essverhalten.

Stress und Streit ums Essen verdirbt die Freude daran

Vermeiden Sie Stress beim und ums Essen: Kinder müssen nicht alles gleichermaßen gern essen.

Kinder brauchen regelmäßige Mahlzeiten

Versuchen Sie, einen möglichst festen Rhythmus für Mahlzeiten einzuführen und einzuhalten.

Möglichst eine Mahlzeit am Tag gemeinsam einnehmen

Sie sind Gelegenheit und Anlass, sich gegenseitig auszutauschen und miteinander im Gespräch zu bleiben.

Altersgemäß in Aufgaben rund ums Essen einbeziehen

Kinder helfen meist gern. Mit zunehmendem Alter sollten sie auch in die Planung und Zubereitung der Mahlzeiten einbezogen werden und "mitreden" können.

Kinder viel über Lebensmittel erfahren lassen

Geben Sie Ihrem Kind Gelegenheit, möglichst viel über Lebensmittel zu erfahren –woher sie kommen, wie sie wachsen, was sich daraus zubereiten lässt .

Essen ist kein Erziehungsmittel

Lebensmittel sind weder Trostpflaster noch Belohnung und auch kein Mittel zur Erziehung.

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung