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Nicht ohne mein Handy

Mobiltelefone werden immer selbstverständlicher. Auch für Kinder und Jugendliche. Doch ab wann sollten sie ein eigenes Gerät besitzen und was sollten Eltern beachten?

Von Susanne Esser

 

Leas ständiger Begleiter ist weiß, flach und passt gerade so in die Hosentasche. Die wenigste Zeit telefoniert sie damit und ist trotzdem stets auf dem Laufenden, was in ihrem Umfeld passiert. Es piept. Und wieder eine neue Nachricht. Mal fragt Jule nach den Matheaufgaben, mal erzählt Jens vom Kinofilm. Lea ist ein Großteil des Tages empfangsbereit für Neuigkeiten und Nichtigkeiten. „Ich weiß gar nicht, was die sich alles zu erzählen haben“, fragt sich ihre Mutter. Und ist damit nicht allein.

Handys gehören heute zum Alltag. Bei Alt und Jung und die jungen Nutzer werden immer jünger und immer mehr. Laut Medienpädagogischem Forschungsverbund Südwest, Verfasser der Kim- und Jim-Studie, besaßen im letzten Jahr 96 Prozent der Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahren ein Handy. Bei den Kindern von 8-9 Jahren sind es 34 Prozent und 9 Prozent der 6-7-Jährigen sind auch schon damitausgestattet. Während der Wunsch nach einem Handy meist von den Kindern kommt, geht bei den Schulanfängern die Initiative sehr häufig von den Eltern selbst aus. Es gibt ihnen die Sicherheit, ihr Kind stets und ständig zu erreichen.

Jugendliche wollen auch für ihre Freunde stets erreichbar sein, was für Diskussionsstoff mit den Eltern sorgt. Handys sind für viele Familien Fluch und Segen zugleich. „Die Familienmodelle sind unterschiedlich. Deshalb sollte auch jede individuell prüfen, ab wann es für das Kind sinnvoll ist, ein Handy zu besitzen“, meint  die Medienpädagogin Anja Pielsticker von der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (gmk) in Bielefeld. Und im zweiten Schritt sollte dann entschieden werden, was das Gerät können sollte. Wichtig dabei ist von Anfang an, den richtigen Umgang mit dem Gerät zu kennen.

Stichwort Medienkompetenz. Gemeint ist, Kinder zu befähigen, Medien ihrem Alter entsprechend selbstbestimmt, verantwortungsbewusst, kritisch aber auch kreativ zu nutzen. Ähnlich wie der Umgang mit Fernsehen in Familien geregelt ist, sollten Kinder auch an die verantwortungsvolle Handynutzung herangeführt werden. Und das geht am besten gemeinsam zwischen Eltern und Kind. Wie lange und wo darf das Handy benutzt werden? „Ein leidiges Thema“, meint Leas Mutter: „Am Esstisch ist es bei uns tabu und zu den Hausaufgaben muss es auch ausgeschaltet werden.“ Das kommt nicht immer gut an.

„Handys sind heute Alltagsgegenstände. Ab einem gewissen Alter haben Eltern keinen Einfluss mehr auf ihre Kinder. Deshalb ist es wichtig, in jungen Jahren klare Regeln festzulegen und ihnen eine kritische Haltung beizubringen“, betont die Medienpädagogin. „Es ist wichtig, die Kinder für den Datenschutz zu sensibilisieren und über Kostenfallen aufzuklären.“

Bei der Technik haben die Jugendlichen oft einen Wissensvorsprung gegenüber ihren Eltern, weil sie sich viel selbstverständlicher in der digitalen Welt bewegen. Im Gegenzug bräuchten sie, soPielsticker, aber von den Eltern die Anleitung, auch eine kritische Haltung anzunehmen. „Hier können sich Eltern und Kinder prima ergänzen.“ Grundsätzlich gilt: Begleiten Sie Ihr Kind und zeigen Sie Interesse, womit es sich gerade beschäftigt.„So kann es besser vor Gefahren geschützt werden. Medienkompetenz  ist auch der Schlüssel zu mehr Sicherheit im Netz“, betont die Medienpädagogin.

Beim Kauf eines Handys am besten die Funktionen mit dem Kind ausprobieren und die Sicherheitseinstellungen gemeinsam einrichten. Ein Smartphone empfiehlt sich erst dann, wenn Eltern sicher sind, dass ihrSohn oder Tochter die Gefahren des Internets kennt und weiß, wie es sich schützt. Smartphones sind wahre Tausendsassa. Denn über das Telefonieren hinaus ermöglichen sie das mobile Surfen im Internet, Musikhören, Apps und Spiele nutzen, Simsen und Fotografieren.  DieseMobiles stehen bei Jugendlichen hoch im Kurs. 72 Prozent sind schon damit ausgestattet.

Damit sich Surfanfänger nicht in den Weiten des Webs verirren, eignet sich die Browser-App „Meine Startseite“, die mobile Geräte in einen kindgerechten und sicheren Surfmodus schaltet. Wichtig ist, vor dem Herunterladen von Apps zu wissen, welche Daten der Nutzer von sich preisgeben muss. „Deshalb kann es auch ratsam sein,  eine Jugendschutzsoftware zu installieren“, so Pielsticker.

Es wird zwar mit dem Handy weniger telefoniert, aber nicht weniger kommuniziert und zwar im Internet über Facebook oder WhatsApp. Das nächste Treffen von Lea mit ihren Freunden steht schon.